Urlaub 2005
Ich liege gerade völlig erledigt in Dänemark unter dem Terassentisch und
lasse die letzten Tage noch mal Revue passieren:
Seit 3 Tagen ist alles irgendwie hektisch: lauter Sachen werden 'rausgelegt,
Lebensmittel und Hundefutter
eingepackt und unsere Spaziergänge werden immer
kürzer. Weil ich nicht weiß, was das alles soll, liege ich vorsichtshalber
erst mal allen ständig im Weg rum und außerdem habe ich auch schon mein
Bällchen ein paar Mal in diese blöden Kisten geworfen, die hier überall
'rumstehen. Frauchen schmeißt es jedes Mal wieder 'raus.
HILFE! Was soll das alles?
Am Tag darauf, oder, besser gesagt, mitten in der Nacht um 3 Uhr, stehen
plötzlich alle auf, als es draußen noch stockfinster ist. Schnell wird
im Stehen eine Tasse Kaffee getrunken und dann werde ich in meine
Transportbox gelegt, der Rest Gepäck verstaut und wir fahren los.
Von all der Aufregung und dem Ungewohnten bin ich so erschöpft, dass ich
bis Flensburg durchschlafe und das sind immerhin 500 km
.
Auf einem Rastplatz machen wir eine längere Pause, vertreten uns die
Beine und ich bekomme sogar ein halbes trockenes Brötchen. Mmmh! Lecker!
Nach einer guten halben Stunde geht's weiter. Die Fahrt fängt an,
langweilig zu werden und ich knatsche ein bisschen; das kümmert
aber keinen, also schlafe ich weiter.
Die Sonne knallt ganz schön vom Himmel und in einem schwarzen
Auto wird es trotz Klimaanlage ziemlich warm. Ich bin müde und
aufgeregt und weiß gar nicht, was das alles soll und außerdem ist
mir warm!!
Also verziehe ich mich in meine Box ganz an den Rand, mache die
Augen zu und hechele ziemlich stark. Nun macht Frauchen sich
doch ein wenig Sorgen und wir halten an und ich bekomme noch mal
was zu trinken. Das hilft aber auch nicht gegen die Hechelei,
da ich aber sonst ganz ruhig bin und eigentlich nur "platt"
aussehe, fahren wir erst mal in Ruhe weiter. Die letzten zwei
Stunden schaffen wir auch noch und dann sind wir da!!
Das Ferienhaus gefällt mir auf den ersten Blick:
laut bellend nehme ich es in Beschlag und tobe erst mal
durch den Garten. (Garten? Na ja, "Naturgelände" steht im Katalog, aber für kleine Hunde ein Paradies
).
Das Gras ist so hoch, dass ich darin verschwinde und was es alles
zu riechen gibt...
Schon bin ich nicht mehr zu halten und auf dem Nachbargrundstück
verschwunden.
Alles Rufen und "KOMM!!" hilft nix, in Dänemark brauche ich
nicht zu hören!!
Als ich nach einigen Minuten wieder auftauche, komme ich sofort
an eine lange Leine, die im Garten befestigt wird. Finde ich doof,
weil die sich ständig verheddert, aber meine Familie sagt, sie
kann mich nicht ständig im Auge behalten und wenn ich wieder
höre, kommt sie ab.
Erst mal schalte ich auf STUR, auch am Sonntag gehorche ich
nur sehr widerwillig, aber abends ist der Knoten geplatzt und
ich bin wieder ganz die Alte:
Bereitwillig komme ich, wenn ich gerufen werde, na ja, nicht
immer sofort, aber immerhin, und befolge auch die anderen
Übungen. Na also!!
Nun macht dass Toben durch den Garten so richtig Spaß und
hier kann man buddeln, dass es so richtig staubt
!!
Wenn mir dann so richtig warm ist, gehen wir in die Ostsee
zum Schwimmen. Zuerst fand ich die Wellen ja schon etwas zum
Fürchten, aber schnell habe ich gemerkt, dass sie ganz
ungefährlich sind und das Wasser herrlich erfrischt
!
Wie ein Känguru hüpfe ich durch die Wellen, es ist einfach Klasse.
Und danach bin ich wieder fit für weitere Spiele im Garten mit dem Knoten,
dem Ball oder der Frisbeescheibe. Aber soviel
Action und die Seeluft machen kleine Hunde müde, so dass ich
sehr viel schlafe; am liebsten auf den kühlen Fliesen im Haus
oder auf dem feuchten Rasen direkt vor der Haustür.
In Dänemark gibt es keine Abfalleimer vorm Haus, sondern
nur so komische Gestelle, in die eine riesige Papiertüte
gehängt wird. Riecht herrlich für eine feine Hundenase,
so dass ich den Abfallsack immer gut im Auge habe. Man
weiß ja nie..
und tatsächlich: Montag kam ein großes orangenes Auto
und alle Müllsäcke der Umgebung wurden am Straßenrand
zusammengestellt. Vom Garten aus hab' ich dann genau
gesehen, wie all die tollen Sachen auf's Auto geladen
wurden. Laut bellend wollte ich unseren Müllsack
verteidigen, denn meine Menschen haben davon nichts
mitbekommen. Dass unser Sack einfach geklaut wurde,
meine ich. Aber, anstatt dankbar zu sein, haben sie
noch mit mir geschimpft. Versteh einer die Welt
!!
Als dann das Abendessen gekocht wurde und alle beschäftigt
waren, habe ich einen kurzen Moment der Unaufmerksamkeit
genutzt und bin dem Müllauto hinterher gerannt. Sehen
konnte ich es nicht mehr, aber ich hab' mir genau
gemerkt, wo es hingefahren ist. Leider war ich nicht
schnell genug; obwohl ich schon hinter der Wegbiegung
verschwunden war und meine Familie der Schreck in die
Glieder gefahren ist, hat Katharina mich wieder eingefangen.
Fazit: für den Rest des Tages kam ich wieder an die
blöde Leine ...
Die Tage verfliegen nur so, es ist einfach herrlich hier:
Schon morgens bin ich ganz ungeduldig, ich weiß genau,
dass es an den Strand geht. Und wenn dann die Haustür
offen ist, renne ich los, dass es nur so staubt
.
Die Dünen vor dem Strand flitze ich in atemberaubender
Geschwindigkeit 'rauf und 'runter, weil Frauchen mit ihren zwei
Beinen ewig lange braucht, bis sie endlich durch den Sand
gestapft kommt. Dann stehe ich bereits zum x-ten Mal oben und
freue mich, dass sie endlich kommt. Meine Augen leuchten, die
Zunge hängt aus dem Mäulchen und mein Schwanz wedelt, was er kann ...
Und dann geht's runter an den Strand. Morgens ist noch niemand da,
dann darf ich ohne Leine toben, das ist klasse:
übermütig haue ich mir alte, vermoderte Schiffstaue um die Ohren,
apportiere Riesenmuscheln und fresse undefinierbare Algen (wenn
Frauchen nicht guckt ...) Heute morgen waren viele Hunde da, mit
denen konnte ich prima spielen und toben.
Anschließend ging's mit dem Auto 'rüber zur anderen Seite der
Landzunge, zu einer riesigen Sanddüne an der Nordsee. Die Fahrt
war öde, aber die Düne war prima: Es wehte ein so scharfer Wind,
dass der Sand wie lauter kleine Nadeln meine Menschen überall
piekte und in alle Öffnungen kroch. Mit meinem Fell macht mir das
gar nichts aus und ich schaffte es 3 mal, als alle mit Sand
abwehren beschäftigt waren, mich von ihnen loszureißen und
durch die steile Dünenwand zu flitzen. Aber die Panik in den
Augen meiner Familie veranlasste mich dann, jeweils ganz brav
und artig zum nächstmöglichen Familienmitglied zurück zu kommen,
was mir jedes Mal ein großes Lob und Leckerchen einbrachte
.
Beim abendlichen Fellentsalzung- und Entwirrungsprogramm stellte
Frauchen plötzlich fest, dass sie vergessen hat, mein rosa
Nasenfleck mit Sonnencreme zu schützen. Fazit: Er leuchtet
richtig rot und ist ziemlich warm. Die Diagnose war einfach:
SONNENBRAND! Aber ein wenig Fenistil-Creme linderte den
Schmerz und die nächsten Tage gab's einen extra dicken
Klecks Sonnenschutzcreme darauf
.
Abends laufen wir noch eine kurze Runde durch die Siedlung,
auch da gibt's ne Menge zu entdecken:
Ich finde Igel, kann Kröten fangen, tote Mäuse apportieren
(kein Lob, sondern iiihh, nein, lass das!!??) mit anderen
Hundebabies spielen und mit norwegischen Bearded Collies
toben.
"What's that, is it a puppy of Border Collies?" "no, that's
a little PON!" "Oh, that can't be a PON, it has got a tail!!
In Norway no PON has got a tail ...
Langeweile gibt`s hier also echt nicht!!
Heute ist der erste Regentag in Dänemark. Morgens ist es nur
bedeckt, so dass wir noch draußen frühstücken und beschließen,
eine Wanderung in ein nahe gelegenes Naturschutzgebiet zu machen.
Unterwegs fallen die ersten Tropfen, aber da wir nicht wasserscheu
sind, laufen wir tapfer weiter, auch als es so richtig gießt.
Schnell bin ich pudelnass, aber das reicht mir nicht.
Hier gibt es herrliches weiches Moos, das in dicken (und
quietschnassen) Büscheln auf dem Boden wächst. Mit
Begeisterung rolle ich mich dann herum, dass es nur so
spritzt und schmatzt. Wasser ist herrlich.
Wir sind nach gut 2 Stunden zwar alle nass bis auf die
Unterwolle, aber es war toll. Und zu Hause bin so müde,
dass ich mich bis zum Spätnachmittag in eine Ecke lege
und still vor mich hintrockne
.
Nachdem ich heute Vormittag einfach einfach auf dem Nachbargrundstück
verschwunden bin und alles Rufen und Locken nichts half, war Frauchen
ganz schön sauer. Sie musste echt 'rübergehen und mich wiederholen;
zum Glück haben wir sehr nette Nachbarn (sonst wär' ich ja auch nicht
'rübergerannt!)
.
Der abendliche Strandspaziergang versöhnte sie dann wieder.
Ich durfte frei laufen; wir begegneten vielen Hunden an der
Leine, Ball spielende Familien mit kleinen Kindern und Joggern.
Ganz brav und vorbildlich kam ich zurück, wenn ich gerufen wurde
und lief anstandslos bei Fuß. Klappte also alles, wenn ein PON will...
Am Freitag Nachmittag spielte meine Familie Federball
.
Ich hatte gerade etwas zu Fressen bekommen und wollte ständig
den Ball fangen. Da das zu gefährlich sein soll (weiß der
Kuckuck warum!!) musste ich im Haus bleiben. Folge: großer
Protest hinter dem Fenster der Tür.
Nach einigen Minuten beruhigte ich mich (hat ja eh keinen
Sinn ...) und legte mich hin. Doch plötzlich ging das
Theater von vorne los. Frauchen wies die anderen an,
mich zu ignorieren und mich gar nicht zu beachten.
Katharina konnte es jedoch mal wieder nicht lassen
(zum Glück!!) und schaute durch die Tür hin.
"Mama, komm schnell, Jule hat eine Hummel auf der Nase
sitzen!" Tatsächlich hatte sich eine dicke Hummel
im Fell an der Lefze verfangen. Natürlich versuchte
ich ganz hektisch, sie los zu werden, was mir nicht
gelang. Als Frauchen und Katharina das summende
Etwas entfernen wollten, wurde ich noch panischer,
weil sie mich ja festhalten mussten
.
Die Beine des Insektes hatten sich in den feuchten Haaren
so arg verfangen, dass die beide eine Weile brauchten, um
es zu entfernen.
Darauf schien alles in Ordnung, äußerlich war nichts zu
sehen und ich tollte durch's Haus.
Frauchen blieb aber bei mir, während die anderen weiterspielten
und begann mit der Zubereitung des Abendessens. Nach einer
viertel Stunde fing ich plötzlich an zu jammern, rollte
auf dem Boden und fuhr mit beiden Pfötchen gleichzeitig
durch mein Gesicht.
Noch bevor Frauchen den Herd ausschalten konnte, raste ich
nach draußen ins feuchte Gras, vergrub mein Schnäuzchen
darin und legte mich hin
.
Die Kontrolle ergab: Die rechte Lefze war stark angeschwollen,
die Schleimhäute (und der rosa Fleck auf meiner Nase) ganz
weiß. Langsam fielen wir die Äuglein zu und ich konnte weder
aufstehen, noch laufen.
Frauchen holte rasch die Notfalltropfen, die mich im Moment
etwas belebten, aber nach kurzer Zeit ging nichts mehr, ich
war völlig apathisch.
Frauchen packte mich auf den Rücksitz im Auto und gab mir
alle 2 Minuten die Notfalltropfen und kühlte die Lefze mit
einem Kühlaggregat. Reinhard fuhr so schnell er konnte zur
Tierklinik und Frauchen versuchte, mich wach zu halten,
wenn mir die Äuglein zufielen.
War aber gar nicht so einfach, selbst Leckerchen mochte ich
noch nicht mal mehr riechen. Angewidert drehte ich den Kopf weg.
Die Tierklinik war jedoch geschlossen, außen stand jedoch eine
Notfallnummer. Um zu telefonieren, musste Frauchen mich
vorsichtig vor den Eingang legen und ich roch all die
anderen Tiere, die vor kurzem noch hier waren. Das belebte
mich etwas, plötzlich stand ich langsam auf und versuchte
zu laufen. Ziemlich wackelig schwankte ich auf einen
Wassernapf zu, der dort stand und auch das vorher eingeklemmte
Schwänzchen wackelte ganz vorsichtig!
Die beiden wollten es erst gar nicht so recht glauben,
ich bekam sofort noch eine Dosis von den Notfalltropfen
und dann lief ich sogar auf zwei andere Hunde auf der
gegenüberliegenden Straßenseite zu und begann, spielerisch
zu bellen ...
Da wussten Frauchen und Herrchen: es geht mir besser.
Die angebotenen Leckerchen wurden wie eh und je verschlungen
und wir beschlossen: Wir fahren in Ruhe nach Hause (die Lefze
war auch nicht weiter angeschwollen und Atembeschwerden hatte
ich eh keine ...) und meine Familie beobachtete mich dort,
denn die in der Klinik zwangsläufig entstehende Hektik wäre
sicher auch nicht gut. Im Auto zitterten Frauchens Hände
plötzlich so stark, dass die Tüte mit den Leckerchen
umkippte; was besseres hätte aber nicht passieren können:
Zu Hause angekommen, gab es erst mal Entwarnung, die betroffenen
Gesichter entspannten sich; die Kinder fingen an zu kochen und
ich hab erst einmal vier Stunden am Streifen tief und fest
geschlafen. Dass alle Nasenlang jemand nach mir geschaut hat,
habe ich gar nicht mitbekommen.
In der Nacht habe ich das Schlafzimmer nicht verlassen; auch
am darauf folgenden Tag (es wurde mir ein Ruhetag verordnet)
wich ich Frauchen nicht von den Füßen ...
Der Rest des Urlaubs verlief ohne Probleme. Bei langen
Spaziergängen in der näheren und weiteren Umgebung und
einigen Ausflügen in die nahe liegenden Städtchen und
Häfen haben wir uns von dem Schreck erholt
.
Die lange Rückfahrt habe ich in der Transportbox fast
komplett verschlafen und auch die ersten Tage zu Hause
war ich noch recht müde.
Nur gleich am ersten Tag nach der Ankunft musste ich
feststellen, dass meine Familie ohne Hütehund "aufgeschmissen" wäre:
Frauchen gewährte ihren Nymphensittichen nach 14-tägiger
Käfighaft einen Freiflug. Katharinas Vögel waren auch dabei,
da sie für die Urlaubszeit im gleichen Käfig untergebracht waren.
Niemand (nur ich!!) bemerkte, dass die Tür zum "Vogelzimmer"
nicht richtig schloss. Und Mogli (der sowieso schon zugeflogen war)
nutzte die Gunst der Stunde und versuchte, in den Garten zu
entkommen. Frauchen war in der oberen Etage und hörte plötzlich meinen
Tumult. Rasch schaute sie nach: Ich saß mitten im Garten,
zwischen beiden Vorderpfötchen hockte ein schimpfender Mogli,
der versuchte zu entkommen. Ich leckte
ihm beruhigend über die aufgestellte Haube, aber er schrie Zeter
und Mordio
.
Aufgeschreckt durch dieses Gekreische kam Frauchen in den Garten.
Sie brauchte Mogli nur noch aufzupflücken und wieder in den Käfig
zu setzen.
Abends hatte er sich von dem Schreck erholt und nur ein lahmer Flügel
zeugten in den nächsten tagen von seinem Ausflugsversuch.
Wenn man hier nicht ständig auf seine Herde aufpasst!!
Allerdings weiß ich bis heute nicht, warum ich kein Leckerchen
bekommen habe, schließlich wäre Mogli doch sonst entwischt ...??